Totalendoprothese des Hüftgelenks – minimalinvasiv ventral

Totalendoprothese des Hüftgelenks – minimalinvasiv ventral

Unsere Methode

Wir implantieren die Hüft-Total-Endoprothese (Hüft-TEP) als Standardoperation fast ausschließlich über einen minimalinvasiven vorderen Hautschnitt. Damit haben wir seit über 5 Jahren die meisten Erfahrungen im großen Umkreis.

Ein besonderer Vorteil ist zunächst der kurze Schnitt (5-7cm, je nach Implantatgröße) und deshalb auch eine kleine Narbe an einer günstigen Stelle.

Besonders wichtig ist allerdings das operative Vorgehen im Körper. Dieses ist maximal gewebeschonend und biologisch günstig. Die Gewebestrukturen werden nur zur Seite gehalten ohne sie einzuschneiden oder abzutrennen. In der Tiefe werden keine zusätzlichen Nähte benötigt.

Grundprinzipien

Grundprinzip der Hüft-TEP ist ein Ersatz sowohl der Hüftpfanne als auch des Hüftkopfes. Versuche eines Teilersatzes sind in der Vergangenheit allesamt gescheitert. Die Verankerung der Komponenten kann vorzugsweise zementfrei (direktes verwachsen mit dem Knochen) oder zementiert (mit einem Knochenklebstoff) erfolgen. Des Weiteren bestehen Möglichkeiten zum Verschrauben oder einer teilweisen Zementierung (Hybridverankerung).

Indikation und Grenzen

Die Indikation zum Ersatz des Hüftgelenks besteht bei Schmerzen, die auch unter einer moderaten Schmerzmedikation im Alltag stören, und bei deutlichen funktionellen Beeinträchtigungen bei den Tätigkeiten im Alltag (ggf. auch im Sport). Nur ein deutlicher Röntgenbefund ohne weitere Beschwerden ist noch kein Grund zur Operation! Wir operieren kein Röntgenbild, sondern eine Person.

Bei schweren Allgemeinerkrankungen, die die Gefahr bei der Narkose oder der Operation deutlich heraufsetzen und bei hohem Alter mit Gebrechlichkeit, sollten Nutzen und Gefahren der Operation besonders sorgfältig abgewogen werden.

Eine Einschränkung für die Indikation zur minimalinvasiven Methode gegenüber der klassischen Schnittführung besteht nicht (zumindest bei der Erstimplantation).

Das Implantat

Wir nutzen eine Prothese, bei der die Instrumente und das Prothesen-Design genau für den besonderen minimalinvasiven vorderen Zugangsweg entwickelt wurden um, optimale Operationsabläufe zu gewährleisten.

Die aktuell stabilste und langlebigste Gleitpaarung, die auch wir verwenden, ist ein Keramik-Kopf und ein Pfannen-Inlay aus hochvernetztem und verdichtetem Kunststoff. Wichtig ist zudem ein großer Kopfdurchmesser und ein schlanker Hals, um einer möglichen Luxation (Ausrenkung) des operierten Gelenkes vorzubeugen. Unser System erlaubt auch schon bei kleinen Prothesen den Nutzen von größeren Keramik-Köpfen (Durchmesser 36mm und größer). Dadurch wird auch die belastete Oberfläche vergrößert und der Abrieb reduziert.

Das Implantat besteht aus 4 Komponenten. Direkt mit dem Knochen verwachsen soll die Metall-Pfanne. Diese ist mit Titan beschichtet, um ein schnelles und dauerhaftes Einwachsen zu gewährleisten. In die Pfanne wird das Kunststoff-Inlay fest eingeklickt. Die Schaftkomponente ist ein verkürzter Schaft mit einer Titanbeschichtung und zusätzlicher Hydroxylapatit-Beschichtung im Bereich der wichtigen Zone für die knöcherne Integration. Der bruchsichere Keramik-Kopf wird im Press-fit-Verfahren (Kalt-Verschweißung) in der korrekten Länge eingebracht. Dieses System erlaubt bei einem Prothesenwechsel das Belassen der eingewachsenen Metallkomponenten und alleinigen Wechsel der Gleitpaarung (Pfannen-Inlay und Hüftkopf), z.B. bei einer Abnutzung.

Das Instrumentarium (Operationswerkzeug) und Schulung

Für diese minimalinvasive Methode sind spezielle, mehrfach abgewinkelte Instrumente erforderlich. Zudem benötigt der Operateur eine spezielle Schulung und für ein gutes Ergebnis ausreichende Erfahrung. Wir führen diese Art der Operation seit 2009 als Standardverfahren durch und haben auch schon Wechseloperationen und Unfallversorgung so durchgeführt. Damit gehören wir bezüglich dieser Methode zu den Erfahrendsden im deutschsprachigen Raum.

Symptome der Koxarthrose

Typische Beschwerden bei eine Arthrose (Knorpelverschleiß) oder Dysplasie (Formveränderung) der Hüfte sind die Schmerzen. Diese können bei Belastung und in Ruhe auftreten. Schmerzpunkte können die Beugefalte des Hüftgelenkes, die Leiste oder der untere Anteil am Gesäß sein. Die Schmerzen können aber auch zur Kreuz-Darmbein-Fuge und in den Rücken ausstrahlen, häufig auch in den Oberschenkel und zum Knie. Oftmals werden die deutlichen Einschränkungen bei der Funktion und der Beweglichkeit gut überspielt mit Ausweichbewegungen (z.B. Schuhe können nicht mehr zugebunden werden).

Diagnose

Zur Diagnostik gehört neben einer gezielten Anamnese (Befragung) und einer körperlichen Untersuchung eine Röntgenuntersuchung. Gegebenenfalls sind weitere Untersuchungen zum Ausschluss anderer Ursachen notwendig.

Vorbehandlung

Für ein gutes Ergebnis nach der Operation ist eine gute Beweglichkeit und eine gute muskuläre Situation vorher von Vorteil. Eine gezielte Vorbehandlung ist in der Regel nicht notwendig, häufig beschwerdebedingt auch nicht möglich.

Narkose

Bei unserem minimalinvasiven vorderen Zugangsweg ist eine Vollnarkose wünschenswert, um eine gute muskuläre Entspannung während der Phasen der Operation zu gewährleisten. Bei besonderen Risikosituationen ist allerdings auch eine Rückenmarksnarkose möglich.

Risiken

Es bestehen die normalen Risiken, wie bei allen Hüftprothesen. Neben der Gefahr für Wundheilungsstörungen und Infektionen (dies kann trotz Vorsorge nie völlig ausgeschlossen werden) besteht die Gefahr für eine Blutung mit Blutverlust (ggf. Gabe von Blutersatz, s.u.) bei Gefäßschädigung. Nervenschäden (insbesondere Nervus femoralis und Nervus cutaneus femoris lateralis – Sensibilitätsstörung am Oberschenkel außen) und Schädigung von Muskulatur und Sehnen (dies ist Zugangsbeding allerdings minimiert) sind sehr selten. Ein Restrisiko für Lockerung der Implantate und Luxation der Hüfte kann auch bei unserer Operationsmethode nicht völlig ausgeschlossen werden.

Die Operation

Der Patient wird auf dem Rücken liegend gelagert. Die Operation erfolgt vorzugsweise in Vollnarkose. Eine Antibiotikaprophylaxe wird verabreicht. Während der Operation wird das anfallende Blut aufgefangen, gereinigt und ggf. dem Patienten wieder verabreicht. Damit wird die Notwendigkeit von Blutersatzstoffen minimiert.

Nach sorgfältiger Desinfektion und sterilem Abdecken des Operationsgebietes erfolgt die Markierung der anatomischen Landmarken und Anzeichnen des Schnittes. Dieser ist vorne im Bereich der Hüftbeugefalte, etwa 5-7cm lang (je nach zu erwartender Implantatgröße).

Durchführung des längsverlaufenden Schnittes, Kontrolle auf etwaige Blutung und Blutungsstillung mit elektrischer Verödung (das erfolgt im Laufe der Operation nach Bedarf öfters).

Aufsuchen der Faszie des Muskulus tensor fascia lata (seitlicher Hüft-Oberschenkel-Muskel) und Einkerben. Abdrängen des Muskels nach außen und Abhalten mit Haken während der Operation. Die kräftigen Gefäße zur Gelenkkapsel werden aufgesucht, abgebunden und durchtrennt. Nun ist der Blick frei auf die oft derbe verdickte Gelenkkapsel.

Die Haken zum aufhalten des Operationsfeldes werden während er Operation nach Bedarf umgesetzt. Dabei werden sie immer schonend und dicht am Knochen platziert um Schäden an sonstigen Gewebe zu vermeiden.

Nun erfolgt das Entfernen des vorderen Anteils der Gelenkkapsel (das Einschneiden und spätere Vernähen hat sich nicht bewährt) und das Entfernen von knöchernen Überbauungen.

Mit einer speziellen schlanken oszillierenden Säge wird der Hüftkopf abgetrennt und eine dünne Scheibe aus dem Schenkelhals heraus gesägt. Entfernen der Scheibe und heraus hebeln des Kopfes mit einer Art Korkenzieher.

Darstellen und ggf freilegen des Pfannenrandes um eine anatomische Positionierung der künstlichen Pfanne sicherzustellen. Nun erfolgt das schrittweise Aufarbeiten der Pfanne mit Formfräßen (passend zu den jeweiligen Implantatgrößen). Wenn sich Knochenzysten oder sonstige Veränderungen zeigen, werden diese direkt mit behandelt und ggf mit Knochenmaterial aus dem Hüftkopf aufgefüllt.

Wenn alle Knorpelanteile der Gelenkpfanne entfernt sind, erfolgt zunächst eine Probe-Implantation und Positionskontrolle (evtl. auch mit Röntgenkontrolle). Erst dann wird die endgültige Metallpfanne der passenden Größe in der korrekten Position eingepresst (ggf ist auch eine zusätzliche Verschraubung oder Zementierung möglich). Nun wird das passende Kunststoff-Inlay eingeklickt (für einen großen 36mm Kopf).

Nach Umlagern des Beines (Außendrehen und Anspreizen) und neue Positionierung der Haltehaken wird der Markraum des Oberschenkels von oben eröffnet mit einem speziellen kastenförmigen Meißel. Der Verlauf des Oberschenkelknochens wird sondiert. Sodann erfolgt das schrittweise Aufweiten und Aufraffeln des Markraumes bis eine stabile Verankerung gesichert ist.

Einsetzen der Probekomponenten (Schaft und Kopf), Probe-Reposition. Kontrolle auf guten Lauf und anatomischen Sitz der Prothese, Röntgenkontrolle.

Bei gutem Sitz der Probekomponenten (sonst muss nachgearbeitet werden) wird der endgültige Schaft in anatomischer Position und passender Größe eingetrieben bis zum festen Sitz, in der Regel zementfrei zum selbst einwachsen. Bei reduzierter Knochensubstanz ist auch das Einkleben mit Knochenzement möglich, natürlich über den gleichen Zugang und ohne weitere Operationsschritte.

Nun wird der passende Kopf ausgewählt (mit Probe der Halslänge). Aufsetzen und Kaltverschweißung des Keramik-Kopfes (36mm Durchmesser). Endgültige Reposition (Einrenken der neuen Hüfte).

Nochmalige abschließende Kontrolle des Bewegungsumfanges, der Beinlänge und der Luxationssicherheit, abschließende Röntgenkontrolle.

Nach der abschließenden Reinigung des Wundgebietes und Ausspülen erfolgt die Einlage von Wunddrainagen, dann der schichtweise Wundverschluß und die Wundnaht. Steriler Verband. Fertig.

Nachbehandlung

  • Thrombose-Prophylaxe, Schmerzmedikation, ggf. fortlaufende Antibiose.
  • Entfernen der Redon-Drainagen nach 2 Tagen, danach Röntgenkontrolle.
  • Evtl. Medikamente zur Reduktion von überschießender Knochenneubildung.

Frühzeitige Mobilisation und Belastungsaufbau bis zur Vollbelastung. Bei der zementfreien Versorgung muss an der operierten Hüfte die Drehbewegung unter Belastung vermieden werden für 3 Monate. Ansonsten ist die Vollbelastung erlaubt, zunächst mit der Sicherheit unter Verwendung von Gehstützen. Die weiteren Rehabilitationsmaßnahmen erfolgen nach den Vorgaben des Operateurs und der Physiotherapeuten.

Der Aufenthalt im Krankenhaus dauert etwa 10-14 Tage. Anschließend wird regelhaft eine stationäre oder ambulante Rehabilitationsbehandlung für 3 Wochen durchgeführt.